Seit ein paar Wochen hat ein neues, exotisches Virus Einzug in unsere Wiederkäuerbestände gefunden. Bisher wurde von einer Verbreitung im westdeutschen Raum, den Niederlanden und Belgien, mit unterschiedlichen Fallzahlen, berichtet.
Erste Hinweise traten in Milchvieh haltenden Betrieben auf, wo bei den Kühen hochfiebrige Krankheitsphasen mit starkem Milchleistungsrückgang (bis 50 %), vereinzelt mit Durchfall, beobachtet wurden.
Die tot oder lebensschwach geborenen Kälber zeigen bei der pathologischen Untersuchung Missbildungen wie Kieferverkürzungen, Skelettanomalien, fehlende Organanlagen, Hirnschäden usw.
Schafhaltern fällt mit der beginnenden Ablammsaison eine hohe Abortrate mit oftmals im Gliedmaßenbereich auffällig missgebildeten Lämmern (Gelenkversteifungen und –verdrehungen) auf. Bei weitergehender pathologischer Untersuchung werden ähnliche Veränderungen, wie bei den Kälbern beschrieben, festgestellt. Die Verlammungsrate liegt nach Aussage der Gesundheitsdienste bei 20 – 30 %.
Die Muttertiere sind klinisch eher unauffällig. Vereinzelte Todesfälle traten infolge von Schwergeburten aufgrund der sperrigen Gliedmaßendeformationen auf.

 

Die Ursprungsform des Erregers ist im asiatisch/australischen Raum beheimatet und dort endemisch verbreitet. Die endgültige Einordnung des in Europa aufgetretenen Erregertyps in einen virologischen Stammbaum steht noch aus. Nach dem ersten Nachweisort in Deutschland wird der Erreger bis auf Weiteres als „Schmallenberg Virus“ (SBV) bezeichnet. Das Virus wird, wie das bekannte Blauzungenvirus, über Gnitzen (Stechmücken) aber wohl auch noch über andere Insekten übertragen.
Empfänglich für den Erreger sind Wiederkäuer, für den Menschen ist das Virus nach heutigem Kenntnisstand nicht gefährlich.

Die Diagnosemethode für den Nachweis des Schmallenberg Virus (real-time PCR) ist vor ein paar Tagen beim CVUA-MEL in die Routinediagnostik aufgenommen worden. Bisher wurde im CVUA-MEL bei 9 Lämmern aus 7 Beständen Schmallenberg Virus nachgewiesen.
Da der Virusnachweis selbst bei den auffällig missgebildeten Lämmern nur etwa in einem Drittel der Fälle möglich ist, sollten stets mehrere Lämmer bis zur erstmaligen Bestätigung von SBV zur Untersuchung gebracht werden. Die Untersuchungsdauer beträgt 1-2 Tage.
Die Situation im Kälberbereich ist derzeit nur vage einzuschätzen, da wegen der längeren Trächtigkeitsdauer des Rindes bisher nur wenig Untersuchungsmaterial vorliegt. Ausgehend vom Infektionszeitpunkt der Schafe wäre bei den Milchvieh haltenden Betrieben, beginnend im April/Mai, vermehrt mit auffälligen Geburten zu rechnen.

Lamm-mit-Gliedmassenfehlstellung

Lamm mit Gliedmassenfehlstellung

Lamm-mit-Unterkieferverkuerzung

Lamm mit Unterkieferverkuerzung